Historisch Zeitung

Die Welser Industriebahn3 Min. Lesedauer

29. Mai 2020 3 Min. Lesedauer

Die Welser Industriebahn3 Min. Lesedauer

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Als Wels in den Jahren der Gründerzeit immer mehr zum beliebten Siedlungsgebiet für Industriebetriebe avancierte, war eine logistische Anbindung der aufstrebenden Betriebe an die Verkehrsader Westbahn unabdingbar.

1921 wurde zum Zweck des Gütertransports von 15 in Wels ansässigen Betrieben die Genossenschaft Welser Industriebahn aus der Taufe gehoben, deren Gleiskörper erst vor einigen Jahren abgetragen wurde.

Die Anfänge

Beim Bau des Kreisgerichtsgebäudes in der Theresienstraße Mitte der 1890er Jahre wurde erstmals ein Schleppgleis zur Materialbeschaffung angelegt. Kurz vor der Jahrhundertwende folgte ein Industriegleis auf der Strecke Wels-Aschet, welches das Ziegelwerk Franzmaier, später Würzburger, mit dem Schwesternwerk in Sattledt verbinden sollte.

1904 kamen Industriegleise nach Eferding und Viechtwang dazu, ab 1913 unterhielt auch die Kunstmühle Fritsch eine von Pferden gezogene Schleppbahn zum Lokalbahnhof. Ab der Gründung der Genossenschaft wurde die neuerbaute normalspurige Industriebahn vom Frachtenbahnhof bis zur Lederfabrik Adler geführt.

Heizhaus bzw. Remise

Ursprünglich war die Remise der Welser Industriebahn in der Lederfabrik Adler untergebracht. Zu Beginn der 1940er Jahre entstand aber ein Neubau in der Hans Sachs-Straße, der zuerst nur 1-gleisig war, gegen Ende der 1940er Jahre aber auf 2 Gleise ausgebaut wurde. 1953 kam noch ein Bürogebäude dazu. Neben diesem Lokschuppen befand sich auch eine 8 Meter lange Gleiswaage. Vor rund einem Jahrzehnt wurden die Gebäude der Industriebahn abgerissen.

Vom Bahnhof in Richtung Linzer Straße 

Das Gleis der Industriebahn zweigte kurz vor dem Welser Hauptbahnhof von der Westbahntrasse aus Richtung Verschiebebahnhof ab. Sie kreuzte dabei die Dr. Groß-Straße und verlief weiter Richtung Süden, wo sie das Heizhaus bzw. den Lokschuppen erreichte.

Betriebe entlang der Stammstrecke

Dieser Abschnitt führte von Epple-Buxbaum (Fronius) über das Strebelwerk hin zur Kohlenhandlung Waltl, die heute Bruckmüller Reifen beheimatet. Weiter ging es zum Röhrengroßlager der Mannesmann Röhren- und Eisenhandels AG, der heutigen Technometall. Schließlich wurden noch die Backofenbau- und Baustoffwerke der Gebrüder Schinninger angefahren (Antik Hesz).

 Anschließend querte sie die Hans Sachs-Straße parallel zur ehemaligen Landesfrauenklinik und kurz darauf die Linzer Straße.

Teilung der Strecke

Auf dem heutigen Areal der eww AG trennte sich die Strecke in einen westlichen und östlichen Ast. Der westliche Ast verlief parallel zur Wiesenstraße am Lagerhaus vorbei zur Lederfabrik Adler in der Innenstadt (heute HTL-Gelände). Der östliche Ast kreuzt die Osttangente und endete in der Welser Papierfabrik.

Betriebe entlang des westlichen Astes

Das Gleis führte vom Lebensmittelhersteller Knorr weiter zum Welser Gaswerk, dem heutigen Areal der eww AG. Dann folgten Seifenwaren Spanblöchl, das Lagerhaus Wels sowie die Hutfabrik Blum. 

Nächste Station war die Eisengroßhandlung Gortana, gefolgt von der Fleischerei Zelger und Felber Eisen. Letzte Station war schließlich die Lederfabrik Adler, die auch vom Glaserei-Betrieb Pammer mitbenutzt wurde.

Betriebe entlang des östlichen Astes

Am östlichen Ast führte die Strecke zur Welser Papierfabrik. Nach deren Schließung 1978 waren mehrere Speditionen auf dem Areal untergebracht, aber auch Möbelhandel Lutz. Mittlerweile befindet sich dort nur mehr die Spedition Englmayer. Letzte Station auf dieser Strecke war der Landmaschinen-Betrieb Jeitler.

Einstellung

Die Strecke zwischen Adlerwerk und Lagerhaus wurde bereits in den 1950er Jahren stillgelegt. Der Betrieb mit den genossenschaftseigenen Loks rechnete sich nach der Schließung der Welser Papierfabrik nicht mehr und wurde daher von der ÖBB übernommen. Seit den 1950er Jahren gab es immer wieder Pläne, die Industriebahn ins Industriegebiet Boschstraße zu verlängern. Umgesetzt von der Politik konnten diese Pläne jedoch nie werden.

 Anfang der 2000er Jahre fährt die Genossenschaft Verluste ein, und die Stadt Wels verkauft ihre geringen Anteile wegen einer geplanten Umstrukturierung zurück. In den 2010er Jahren wurden schließlich die gesamten Gleisanlagen der Welser Industriebahn abgetragen. Auch die Betriebsbahn der Firma Fritsch, die mit dem Lokalbahnhof verbunden war und parallel zur Theresienstraße führte, wurde vor einigen Jahren demontiert.